Am Freitag, den 21. März 2025, führten Feuerwehren aus dem Gemünden mit Unterstützung der Landkreiseinheiten eine unangekündigte Gefahrgut-Übung durch. Als Übungsort wurde das Gewerbegebiet Karsbach gewählt – eine Umgebung, welche aufgrund des dort herrschenden Warenverkehrs, der abgeschiedenen Lage und der begrenzten Löschwasserversorgung eine realistische Einsatzsituation darstellte. Die anrückenden Einsatzkräfte und Führungsdienstgrade standen vor einer Lage, die zwar selten auftritt, aber jederzeit Realität werden kann.
Das Übungsszenario
Angenommen wurde ein Unfall mit einem Gefahrguttransporter, welcher 1.200 Liter Gefahrgut geladen hatte und dessen Ladungssicherung versagte. Hierdurch wurden die Behälter beschädigt und die Gefahrstoffe traten aus. Die ausgetretenen Stoffe vermischten sich unkontrolliert. Dies führte zu einer chemischen Reaktion, welche durch eine deutliche Rauchentwicklung feststellbar wurde. Beim Wiederherstellen der Ladungssicherung wurde der Fahrer des Transportes durch die Chemikalien verletzt und konnte die Ladefläche nicht mehr verlassen. Der Beifahrer konnte den Notruf absetzen und als Erstmelder vor Ort bleiben.
Die Alarmierung erfolgte um 18:00 Uhr durch die integrierte Leitstelle Würzburg nach Alarmplan. In solchen Einsatzlagen kommen sowohl Spezialausrüstung als auch standardmäßige Feuerwehrmittel zum Einsatz.
Beteiligt waren:
- FF Karsbach
- FF Gössenheim
- FF Adelsberg
- FF Langenprozelten
- FF Gemünden
- ABC-Zug
- GW-Messtechnik
Einsatzablauf
Die Feuerwehr Karsbach traf als Erste am Einsatzort ein, führte die Menschenrettung unter leichtem Chemikalienschutz durch und sperrte den Gefahrenbereich ab. Die nachrückenden Kräfte übernahmen verschiedene Aufgaben:
- Aufbau einer Wasserversorgung aus einer der beiden Löschwasserzisternen
- Errichtung eines Not-Dekonplatzes
- Identifizierung der Gefahrstoffe
- Schaffung einer Führungsstruktur
- Bereitstellung von Abdichtmaterial für die beschädigten Behälter
- Vorbereitung des Einsatzes von schwerem Chemikalienschutz (CSA)
Der ABC-Zug, der speziell für solche Einsätze ausgerüstet ist, errichtete kurz nach seinem Eintreffen die Dekontaminationsstrecke. Diese ist essenziell, da einzelne Feuerwehren lediglich eine Notfall-Dekontamination durchführen können. Die richtige Wahl des Standorts war hierbei entscheidend, um eine effiziente Dekontamination der CSA-Träger sicherzustellen und eine fachgerechte Schwarz-Weiß-Trennung (Trennung von kontaminierten und sauberen Bereichen) zu ermöglichen. Nachdem keine akute Gefahr für Menschenleben mehr bestand, der Gefahrenbereich großräumig abgesperrt und die Dekontaminationsstrecke arbeitsbereit war, konnte mit der Sicherung der Gefahrstoffe begonnen werden. Ziel war es, ein weiteres Austreten der Stoffe zu verhindern, bereits ausgelaufene Flüssigkeiten aufzufangen und nach Möglichkeit in intakte Behälter umzufüllen. Die Feuerwehr Gemünden stellte hierfür das benötigte Material sowie vier CSA-Anzüge bereit.
Einsatzleitung und Koordination
Bei einer komplexen Lage wie einem Gefahrguteinsatz ist eine strukturierte Einsatzführung entscheidend. Die FF Gössenheim stellte gemeinsam mit dem Einsatzleitwagen (ELW) der FF Gemünden die Einsatzleitung. Diese fungierte als Kommunikationszentrale, koordinierte die Einsatzkräfte, dokumentierte die Lage und unterstützte den Einsatzleiter mit einer detaillierten Kräfteübersicht.
Fazit der Übung
Gefahrguteinsätze erfordern einen hohen Material- und Zeitaufwand sowie eine präzise Abstimmung der Einsatzkräfte. Rund 80 Feuerwehrleute stellten sich an diesem Abend der anspruchsvollen Aufgabe und arbeiteten die Lage im Rahmen ihrer Möglichkeiten professionell ab. Wie bei einem Uhrwerk griffen viele Zahnräder ineinander, um die Übung erfolgreich zu bewältigen.
Die Übungsleitung bedankte sich herzlich bei allen teilnehmenden Einsatzkräften und der Kreisbrandinspektion für die Unterstützung bei Planung und Durchführung, sowie bei den Unternehmen im Gewerbegebiet Karsbach und der Firma Urban Baumaschinen für die Bereitstellung von Übungsmaterial. Ein besonderer Dank gilt Leonie Eidel für die Fotoaufnahmen, die zur Dokumentation und Analyse der Übung beitragen.