Würde man die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Main-Spessart nach Ihren Vorstellungen zum Konzept der Freiwilligen Feuerwehr befragen, stöße man wohl auf sehr unterschiedliche Bilder und vermutlich noch immer auf lange überholte Vorurteile: Immer wieder werden die ehrenamtlichen Retter mit dem Bild der „Feierwehr“, die neben dem Ausrollen von Schläuchen und dem Spritzen von Wasser vor allem das Durstlöschen beherrsche, konfrontiert. An anderer Stelle müssen die Blauröcke gleichzeitig mit ganz anderen Vorurteilen kämpfen, nämlich dem der vermeintlichen Berufsfeuerwehr, die immer häufiger mehr als Dienstleiter denn als Retter in der Not verstanden wird.
Dass beide Bilder die Realität im Landkreis Main-Spessart nicht treffen, bewiesen am Wochenende insgesamt zwölf Feuerwehrneulinge im Inspektionsbereich Marktheidenfeld, indem sie sich mit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Grundausbildung – der sogenannten „Modularen Truppausbildung“ für den aktiven Dienst in der Feuerwehr qualifizierten.
Breites Grundwissen in der Freiwilligen Feuerwehr gefordert
Innerhalb von sechs bis 24 Monaten hatten die Absolventen der Feuerwehren Birkenfeld, Lengfurt und Marktheidenfeld fast wöchentlich theoretische und praktische Ausbildungseinheiten des Landkreis-Verbandes besucht und dabei Themen von Rechten und Pflichten eines Feuerwehrlers über die Grundtätigkeiten im Lösch- und Hilfeleistungseinsatz bis hin zu den Grundlagen von Einsätzen mit Gefahrstoffen erlernt.
Neben den Ausbildungen auf Inspektionsebene mussten in den Heimatfeuerwehren in diesem Zeitraum rund 40 Unterrichts- und Übungseinheiten absolviert werden, in denen die Grundtätigkeiten erlernt und vertieft wurden. Der Abschluss des sogenannten Basismoduls berechtigt die Teilnehmer nun, an Einsätzen in Begleitung von erfahrenen Feuerwehrkameradinnen und -kameraden teilzunehmen.
Besonders freuen durfte sich daher das Ausbilderteam um Kreisbrandmeisterin Anna Diener, dass alle zwölf zur Prüfung angetretenen Feuerwehranwärter sowohl die theoretische als auch die praktischen Prüfungen mit Erfolg abschließen konnten. Außergewöhnlich hoch war unter den Teilnehmern der Anteil an Quereinsteigern, die noch im Alter über 30 und teilweise sogar 40 Jahren ihren Weg in die Freiwilligen Feuerwehren gefunden hatten. Gleichzeitig konnten mit der Prüfung auch mehrere junge Frauen und Männer, die ihren Weg bereits in der Jugendfeuerwehr begonnen hatten, ihren Weg in die Einsatzabteilungen abschließen.
Lebenslanges Lernen auch in der Feuerwehr
Dass mit dem Abschluss der Grundausbildung ihre „Karriere“ in der Feuerwehr erst begonnen hat, stellte sowohl Anna Diener als auch Kreisbrandinspektor Andreas Schmitt klar: denn die abgeschlossene Prüfung sei nun die Grundlage für alle weiteren Ausbildungsmöglichkeiten. Und so wünschten sich beide, möglichst viele der Prüflinge sehr bald wieder bei den weiterführenden Kreislehrgängen, wie Atemschutzgeräteträger- und Maschinistenlehrgängen, wiederzusehen. Mit dem zweiten Teil der Truppausbildung zum Truppführer könnten sich die Feuerwehrfrauen und -männer außerdem zu weiterführenden Lehrgängen an den Staatlichen Feuerwehrschulen qualifizieren. In frühestens zwei Jahren kann diese Prüfung nach einer vertieften Ausbildung in der Heimatfeuerwehr absolviert werden. Die Angebote der Feuerwehrschulen seien dann sehr in jeder Hinsicht umfangreich und reichten dann von Führungskräftelehrgängen bis hin zu fachlichen Weiterbildungen zu allen denkbaren Einsatzarten.
Die Teilnehmer
Freiwillige Feuerwehr Lengfurt: Adrian Matreux, Roman Chwalczyk, Gabriel buder, Ingo Rehan, Pscal Kreutzer, Jonas Hudalla,
Freiwillige Feuerwehr Marktheidenfeld: Sebastian Willinger, Mareike Hess, Andrés Greßer, Nicolas Schultz
Freiwillige Feuerwehr Birkenfeld: Louis Kriebs, Jan Ludwig